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1455. Jan. 30. Breslau.

Urtheils- vnd Rechtsspruch, publicirt durch Heinrich von Rosenberg, Hauptmann der Fürstenthümer Breslau, Schweidnitz und Jauer, wider die Stadt Liegnitz wegen der an den königl. Amtleuten und dem liegnitzer Rath begangenen Frevel.

Wir Heinrich von Rosemberg der fürstenthumb Bresslaw, Swidnitz vnd Jawr hauptmann, voyt des lanndes der sechs stett, bekennen vnd tun kunnt offembar mit disem brieff allen den, die in sehen oder hören lesen. Das wir auff heut mitwochen nechst nach dem achten tag des obristen mit disen nachgeschriben beysitzern vnd vrteilern von beuelhnuss wegen vnsers allerdurchleuchtigisten fürsten vnd herren herrn Lasslawen zu Hungern, zu Behem, Dalmacien, Croacien etc. kunig, zu Bresslaw in der vorgemelten vnsers gnedigen herren hofe in der vnttern grossem stuben zu gericht gesessen sein von solicher hernachgeschriben sach wegen, als hernach gemeldet wird. Da kamen für vns in gericht der edel wolgeborne herr Girzik von Constat herre zu Podiebrat gubernator vnd hofmeister des kunigrichs zu Behem vnd herr Procop vom Rabenstein des künigrichs zu Behem cantzler, anwälte vnd völlige machtbotten durch den genanten vnsern gnedigen herren den kunig zu disen nachgeschriben sachen beschiden, welichs irs gewalts sie alspald für gericht vrkunt genug furprachten vnd begerten in durch vns ein reder vnd ein fürbringer zuuergunnen, mit namen den hochgelerten hern Gregorien Haimburg lerer baider rechten, das im also vergonnet ward, der sich andinget in gericht als recht vnd gewondlich ist, vnd bracht darauff für gericht ein ladung vnd fürheischung vnsers gnedigen herren obgenannten von wort zu worten also lautende. Wir Lasslaw von gotes gnaden, zu Hungern, zu Behem, Dalmacien, Croacien etc. kunig herczog zu Oesterreich, vnd marggraue zu Merhern etc. embieten den burgermeister, rat vnd gemein vnserer statt Lignitz vnser gnad. Als ir vns vnd vnserr cronen zu Behem gehuldet gelobt vnd gesworn, auch vnserer vnd vnserer cronen hauptmann in vnserm vnd der genanten vnserr cron statt vnd namen auffgenomen vnd ewer pflichte nach billichkait erkannt habt, dadurch wir ewer vnd vnserr stat Lignitz gewere vnd besesse, als wol billich ist, begriffen haben, vnd darnach ir die obgenanten hauptman auszgetriben vnser vnsers besess vnd gewere wider entwert habt wider alle pillikeit mit mancherley freuel vnd gwalt darunter ergangen, begern vnd vordem wir an euch, das ir vns vnserr besess vnd gewer wider gebet vnd widergentzet, als wir den vor solicher nuwikeit gehabt haben, vns auch vnd vnserr cronen vmb überfaren widerlegung karung, fug vnd wandel tut hieczwuschen vnd mantags nach dem heiligen cristtag schirstkümfftig, daczwüschen wir vns alsferre ir das demüticlich vnd geburlich suchen werdet, auch gnedig finden lassen wöllen, wo aber das nicht geschehe, so verkunden wir euch das recht, heischen, vordem vnd laden euch auff den selben mantag schirst nach dem heiligen cristtag kumfftigen, das ir alsdann erscheinet volmechticlich vor vns alhie zu zu Bresslaw, da wir zu disen zeiten vnd auch alsdann vnsern künigklichen hofe haben vnd halden wollen, vnd vns alsdann vor vnsern reten pflegt vnd tut, wes ir vns durch recht vnd pillikeit zu tun pflichtig werdet, vnd ditz obgeschriben zil seczen, nennen vnd bescheiden wir euch als ein rechtlich vnd enntlich zil zu den obgeschriben sachen, nach dem ir euch selbs auch zu recht erboten habt, vnd darumb ir komet oder nicht, so wellen wir doch auf sulch obgenannt zil dem rechten seinen gangk lassen, zu sulchen rechten, vnd auch zu gutlicher teyding wir euch allen vnd yetzlichen vnd allen ewern machtbothen vnd wen ir mit euch zu notturft sulchs rechten oder gutlicher teyding bringet, geben wir vnserr siecht, stark, sicher frey geleit. her zu vns an vnsern hof vnd zu sulchen sachen zu komen, hie zu sein vnd sulch sach zu handeln vnd wider haym zu komen piss an sein gewar vor allermeniclichen ane alles geuerde, mit vrkunt disz briefs versigelt mit vnserm kunigklichen aufgedruckten insigel, geben zu Bresslaw am sampstag nach sant Lucien tag anno domini etc. quinquagesimo quarto, vnserr reich des Hungrischen etc. im fümffczehenden, vnd des Behmischen im andern jarn; vnd redte darauff, wie dieselben von Lignitz vnserm gnedigen herren obgenanten vnd der cron zu Behem gehuldigte, gelobte vnd gesworne vndertanen weren, auch des genanten vnsers herren hauptlewt, amptlewt, voigt vnd diener in krafft sulcher huldung auffgenomen, auch in mit zinnsen, gullten, rennten, dinsten vnd aller zugehorung gewarttet hettet, mit namen der jar gült von dem rathause der nutzen von der salzkamern vnd rennten, vnd sollen von der fischereien, zöllen, mülen vnd aller ander überkeit, herlichkeit vnd gerechtikeit sulchem besess an der statt Lignitz vnd aller zugehorung, wie oben benannt ist, derselb vnserr gnediger herre geruelich besessen vnd herbracht hette durch sich, sein amptleut vnd diener, wie oben berurt ist, bisz an sant Johanstag baptisten nechstuergangen, auf welichen tag sant Johanns tag baptisten des tauffers die genanten von Lignitz solich voyt, amptleut vnd diener vnsers gnedigen herren des kunigs überfallen, auszgetriben, den ordenlichen gesetzten rat entsetzet, ettliche gemördet vnd darnach den toten leichnam geraubt hetten, als mit namen dem Czeteras dem ritter vnd darnach dem alden stattschreiber burgermaister vnd ander uil mer vnfug vnd ubeltat begangen wider sulch ir glubd, eyd vnd erbhuldung, als oben gemelt ist, dardurch sy vnserm gnedigisten herren seiner gewere vnd besess entsetzet vnd seiner maiestat vnd der cron zu Behem smehe vnd schaden swerlichen gefuget haben, vnd hegert darumb an die genanten von Lignitz vnserm herren dem kunig vnd der cronen zu Behem sulchen besesz, vnd was sich in derselbigen newikeit oder darnach bisz hieher enndrung verlauffen hette, alles wider zu gentzen vnd zu widerbringen vnd in den stat vnd wesen zu setzen, als es vor gestannden were, er dann sulch newikeit ergangen was mit widerlegung des gefügten schadens, den sy wirdigten auf sechsczig tausent gulden vnd mit widerlegung der smeh, die sy wirdigten auff andere sechsczigtausent gulden, doch mit beheltnusz eim ytzlichen an seiner klag, der den selben ubeltäter vmb den begangen mordt vnd vbeltat zu hals oder hannt zu sprechen vnd zu klagen vermeinten, wann der genannt vnserr gnedigister herre durch sulch sein klag nicht weiter zu disen zeiten greiffen wolde dann zu der statt Lignitz, als hie oben in der ansprach vermeldet ist, vnd sust nymandes in sunderheit sein klag benennen, der für sich selbs vmb sulch geschicht vnd übeltat an seinem gebornen vnd gesibten freunden gescheen, oder durch anderley sach, durch welche sy ferrer zu den übeltetern zu klagen vermeynten, vnd redtten darauff, sy hetten nu vnsers gnedigen herren des kunigs klag für vns gebracht, erschyne ader ymant von der genanten von Lignitz wegen, der die klag verantwurten wolt, so behaltten sy vnserm gnedigen herren sein gegenrede, ob aber nymant das verantwurtten wurd, so hoffen sy in polt durch recht erkannt werden, das sy an statt vnsers gnedigen herren des kunigs ir recht behabt vnd gewunnen hetten; zustund hernach erschinen für vns die vesten Cristoffel Durnheym, Otte Zedlitz ritter, Vincentz Czescko vnd ander mer, die sich nennten anwalde vnd volmechtige procuratores frawen Hedwigen herczoginne in der Slesien vnd herczog Fridrichs irs sones vnd prachten doch keinen gwalt für vns, sunder sy redten durch den vesten ritter herrn Wilhalm Truchtlinger ein sulche meynung, wie sulch klag nicht allain die von Lignitz vmb ir verwurkung zu straffen, sunder auch das eygentumb vnd besess der gantzen statt Lignitz berürte, die derselben furstinn als ein erben irer muter frawen Elizabethen herczoginn vom Brige seliger vnd irem sone obgenanten als recht muterlich vnd anherlich vnd veterlich erb were, des alles sy sich erboten für vns vnd vnsern beysiczern vnd vrteilem rechtlich vnd föllig vnderrichtung zu geben vnd meldten darauff, wie die genant fraw Hedwig herczoginn vnd herczog Fridrich obgenant derselben statt Lignitz leiplich vnd rechtlich besitzer weren syder abgangks irerr eitern, vnd die noch also besessen, vnd auch irs rechtten für keinen richter nye überwunden weren, vermeinende darumb, das wir vnd die genanten vnserr beisitzer vnd vrteiler über sulch obgemelt klag nicht zu erkennen hetten, sunder ab vnser gnedigister herre der kunig obgenanter gen den genanten von Lignitz klag zu haben vermeinte, darvmb wolde die genant fraw Hedwig vnd ir son herczog Fridrich seiner maiestat von in ausztruglichs rechtten helffen vnd widerfarn lassen vor in vnd iren reten vnd mannen, vnd meldten darbey, wie sulch klag vnsers herren des kunigs die herlichkeit vnd eygenthumb der stat Lignitz anrürte vnd darumb welle sein küniglich gnad furnemen oder vermeynen, das die statt Lignitz sein were, oder sein gnaden oder seiner cronen zugehore, des weiden sy mit seiner gnaden zu rechtlichem ausztrag komen iür die fürsten in der Slesien, die sulchs furstlichen lehens vnd person genuss weren nach auszweisung der fürstlichen freiheit sulcher fürstenthumb nach alter loblicher gewonheit vnd herkomen der sachen, darauff die anweit vnsers herren des kunigs durch den gemelten herrn Gregorien doctor widerredten, wiewol sulch veste obgemelte einrede auszerhalben des gerichts vnd nicht durch angedingten redner, oder auch nicht mit gwalt, der für gericht furgebracht worden were geredt vnd erczelt worden were, darumb auch nicht not tete nynicherley gerichtliche antwurt darauff zu tun, besunder auch angesehen, das nach ynnhalt der obgemeltten ladung diser rechtlicher tag nicht ferrer den zwüschen vnserm gnedigen herren obgemelten als einem kleger vnd den von Lignitz als antwurttern bescheiden, gesetzt vnd gehalden warde, ydoch auff das, das nymant in seinem gemut durch sulch einrede beweget werden möchte, teten sy melden, das vnsers gnedigen herren obgemelten ansprech vnd klage nicht ferrer rurte, wenn vmb den besesz, gehorsam vnd gewertigkeit durch die von Lignitz überfarn vnd verbrochen vnd vmb freuel vnd smehe vnd ander übeltat durch sy gefüget vnd nicht vmb den eigenthumb der statt Lignitz, wenn sy denselben zu disen zeiten in kein zweifel setzen, sunder sy haltten sich des besess die oben berürt ist, hofften vnd trawten in, solde darumb an stat vnsers gnedigen herren des kunigs pillich recht widerfarn an hindernüss der obgelten einrede vnd sust allermeniclichs, wann nach dem die von Lignitz vnserm herrn dem kunig erblicher huldunge, glubd vnd eyd halben, die sy dann in iren senndbriefen, die vor vns gelesen wurden, vnd bekennten, vnd auch dasselb in gegenwerttigkeit vnsers herren obgenant muntlichen erkannt hetten in beywesen seiner rete, die in grosser zal bey vns in gericht sassen, es solt durch recht erkannt werden, was sy über sulch erbhuldung, glubde vnd eyde enndrung getan hetten, das das alles wider in sulchen stete vnd wesen bracht werden solde, als es dafür gewesen wer mitsampt der karung, wanndel vnd straff vmb ir ubeltat, als vorgemeldet ist, vnd begert darauff des rechten zu fragen, das wir also teten; also ward mit einmütiger folge erkannt, das die von Lignitz zu dreyen maln nachenander geruffen vnd gefordert werden soltten mit lauter stymme vnd offener thür, kemen dann sy oder yemant von iren wegen sy zuuerantwurtten, so solt gescheen, was recht were; also wurden sy geruffen vnd erfordert in obgeschribner masse, vnd da nymant erscheine, paten in die anwalde vnsers gnedigen herren des kunigs zu fragen, sind deszmals nymant erschine, wes sy dann forder wartten solden, ward erkannt mit einmütiger folge, sy soltten harren der weile das gericht sesz, ab noch ymant erscheinen wolde, so geschee darnach was recht were, vnd auff das ward dasselbe gericht dasmal auffgehaben vnd wider gelegt, erlengert vnd erstreckt auff dem nechstuolgenden dornstag zu sechsczehen horen in allermasse, als es auff mitwochen gesessen was, yederman vnschedlichen an seinem rechten. Bey diser vrteil sein gesessen vnd haben einmüticlich gesprochen der edel vnd wolgeborn herr Zdenko von Sternberg, herre zu Conopiss, obrister burggraf zu Prag, herr Ginderzich von der Leippe, erbmarschalk des kunigrichs zu Behem, herr Ginderzich, herre zu Michelsperg, herr Hanns von Colditz, herr Jan Zagimatz von Cunstat, herr Karl von Wlassim, herr Vlrich Eytzinger von Eytzing, herr Heinrich herre zu Gera, herr Wentzlaw herre zu Biberstein, herr Przibick von Clenaw, herr Ginderzich Kolowrah zum Libenstein, herr Apel Vitztumb, Swirtitz, Dietrich Frankenberg, Buslaw Schribersdorff, Zaschla von Gersdorff, also ward das gericht furder von tagen zu tagen durch pet willen etzlicher fursten auch vmb anderer einfelliger notturft willen geschoben bisz auff dornstag nach sant Paulstag verkerung, auff denselben tag sassen wir obgenanter Heinrich von Rosemberg, hauptmann der furstenthumb Bresslaw mit disen hernachgeschrieben peisitzern vnd vrteilsprechern in obgeschribner masse zu gericht, also kamen für vns die obgemelten anwalte vnsers gnedigen herren des kunigs vnd begerten durch iren obgemelten furleger vnd redner in das recht zu offnen, wes wirs vns mit denselben peysitzern vnd vrteilern zu recht erkannt bedacht hetten, also ward durch einmütige folge erkannt vnd in schrifften ein vrteil in deutscher vnd behmischer zungen gelesen, das dann paide dewtsch vnd behmisch herren vnd vrteiler einmüticlich erkannten in eym laute vnd lautet also in deutsch. Nach dem die von Lignitz vnsers gnedigen herren des kunigs gehulte, gelobte vnd gesworne vndertanen sein, darauff seinen amptleuten, reten vnd dienern mit aller nutzung vnd herlichkeit gewart, vnd darnach auff sant Johanns tag baptisten nechstuergangen amtlewt vnd diener ausgetriben, gemort vnd gerawbt vnd ander mer ubeltat getan haben, vnd darnach, als sy darumb zu red gesatzt sein, vnsern herren obgenannt gebeten, in darumb rechtlich furbescheiden vnd ane erkenntnusse nicht zu straffen, das dann also auff ir beger vnd zu enntlichem rechten furbeschiden ist vnd gesehen haben die sach hanndeln, vnd doch das gericht verachtet haben, sprechen wir zu recht eintrechticlich all, das vnserr gnediger herre der kunig sy mag straffen darumb, das sy uber ir erbhuldung, eyd vnd gelubde, die sy sein gnaden erblich getan haben, seiner gnaden amptlewt vnd diener auszgetriben, gemort vnd gerawbt haben, wie seinen gnaden des bedunken wirt nach derselben verwurkung vnd verschuldigung, denn vmb den schaden des geltes, das vor dem gericht gesatzt ist, darumb sprechen wir ietzunt nichts. — Es folgt das Urtheil in böhmischer Sprache. — Pey der vrteil sein gewesen herr Zdenko von Sternberg, obrister burggraff zu Prag, herr Gindrzich von der Leippen, erbmarschalk des kunigrichs zu Behem, herr Gindrzich von Michelsperg, herr Hanns von Colditz, herr Jan von Cunstat Zagimatz, genant her Dietrich von Janowitz vnd von Chlumb, herr Buhuslaw von Swannberg, herr Karl von Wlassym, herr Vlreich Eytzinger von Eytzing, herr Gyndrzich von Kolowrat, herr Heinrich herre zu Gera, herr Wentzlaw von Biberstein, herr Apel Vitztumb, herr Dietrich Frankemberg, Bohuslaw Schreiberstorffer Metzenroder, des zu vrkunt haben wir obgenanter Heinrich, herre zu Rosemberg, hauptmann der furstenthumb Breslaw, Swidnitz, Jawr etc. richter der sach vnserr insigel angehangen an disen briff, der geben ist zu Bresslaw am dornstag nach sant Paulstag conuersionis nach Crists geburt vierczehenhundert vnd im fumffvndfümffczigisten jar.

Abschriftlich nach dem Original des Geh. Staats-Archiv zu Wien (Böhm. Abth.) No. 1341. — Gedruckt, theils im Auszuge, theils in extenso, bei Chmel, Fontes rerum Austriacarum. Bd. II. Abth. diplomata et acta p. 71—73.


Urkunden-Buch der Stadt Liegnitz und ihres Weichbildes bis zum Jahre 1455 - Herausgegeben dr Friedrich Wilhelm Schirrmacher - Liegnitz 1866



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